Ein Ypsilon treibt manchem Personaler den Schweiß auf die Stirn. Y wird im Englischen ausgesprochen wie why – warum. Mit diesem Wort charakterisieren Personalabteilungen, Soziologen und Journalisten eine ganze Generation, diejenigen, die nach 1980 geboren sind und allmählich ins Berufsleben eintreten. Die Generation Y

Worauf es dieser Generation ankommt, zeigt eine neue Umfrage. Durchgeführt wurde sie von der Unternehmensberatung Ernst & Young, das Handelsblatt hat sie veröffentlicht: 72 Prozent der Befragten nennen Entfaltungschancen als höchstes Kriterium für die Arbeitgeberwahl, 56 Prozent die Work-Life-Balance. Nur 35 Prozent sind Karriereoptionen besonders wichtig. Das unterscheidet sie deutlich von der zehn Jahre älteren Generation Golf, die etwa der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann als "kämpferisch, konsumorientiert, repräsentabel und busy" bezeichnet.

Man muss sich im Klaren sein, dass Generationsbegriffe von Natur aus unscharf sind, meist spiegeln sie Bedürfnisse einer kleinen, eher elitären Gruppe wider. Die Eigenschaften, die der Generation Y zugeschrieben werden, treffen am ehesten auf High Potentials zu, um die sich Unternehmen reißen. Sie sind es, die in den Unternehmen eines Tages das Sagen haben werden. Deshalb werden ihre Einstellungen die Arbeitswelt prägen.

Der Studie zufolge wollen diese Berufseinsteiger Entfaltung statt Fremdbestimmung, sie wollen Balance statt Burnout und lieber Freunde und Familie statt eines hochbezahlten Chefpostens. Unternehmen werden also mit Absolventen konfrontiert sein, die einen vermeintlichen Traumjob ablehnen, aus Angst, nicht mehr genug Zeit für ihr Hobby oder ihren Partner zu haben. Die Arbeitgeber sind gut beraten, den Ansprüchen dieser Generation zu folgen.

Denn nicht die Generation Y ist seltsam, sondern die heutige Arbeitswelt.

Vielerorts herrscht eine beinahe ideologische Arbeitsmoral. Von morgens bis spät abends sitzen Arbeitnehmer an Rechnern und verfolgen – scheinbar grenzenlos motiviert – das Firmenziel. Arbeit als Ersatzreligion. Ein Leben für die Karriere und den Status.

In dieser Arbeitswelt spielt der Mensch mit seinen Bedürfnissen oft eine untergeordnete Rolle: Ehen und Freundschaften zerbrechen, Körper und Geist verkümmern. Dass Arbeitnehmer und sogar schon Studenten unter Burnout, Depressionen und psychosomatischen Krankheiten leiden, ist Alltag. Opfer muss man bringen, heißt es. Aber wofür eigentlich? Why?

Die Generation Y sollte diese unmenschliche Arbeitsmoral hinterfragen und ändern. Kein Arbeitnehmer darf sich davon abbringen lassen, seine menschlichen Bedürfnisse wie Selbstbestimmung und Freiheit einzufordern. Noch mag die 30-Stunden-Woche voller sinnvoller Tätigkeiten ein Traum sein. Die sogenannte Generation Y hat das Potenzial, sie Realität werden zu lassen.