DIE ZEIT: Im Oktober hat die Softwarefirma Microsoft 240 Millionen Dollar für einen 1,6-prozentigen Anteil der Internetfirma Facebook bezahlt, an der Sie beteiligt sind. Facebook wäre demnach 15 Milliarden Dollar wert. Sind Sie jetzt auch Milliardär – und total aus dem Häuschen?

Peter Thiel: Ich besitze sieben Prozent von Facebook. Das entspräche einer Milliarde Dollar, aber diese Summe ist Fantasie. Ich wäre verrückt, würde ich sie real nehmen.

ZEIT: Facebook ist eine Online-Kontaktbörse wie viele andere. Sind 15 Milliarden dafür nicht ein bisschen viel Geld?

Thiel: Nein, wir wachsen ja stark. Die Website besuchen jeden Monat 50 Millionen Menschen, in einem Jahr werden es sechs Mal so viele sein. Und wir kennen die Berufe und Vorlieben unserer Nutzer. Mit diesem Wissen werden wir die Werbung revolutionieren. Mit uns können Sie bald zum Beispiel alle Studenten in den USA erreichen, die Computerwissenschaften studieren – oder sogar auf der ganzen Welt. Wenn wir das schaffen, sind wir in ein paar Jahren 100 Milliarden Dollar wert.

ZEIT: Sind Sie seit dem Einstieg von Microsoft auf diesem Weg vorangekommen?

Thiel: Wir haben im November unser neues Werbesystem vorgestellt, es ist der erste Schritt zu unserer Vision. Bald wird es Facebook auch noch in mehreren Sprachen geben.

ZEIT: Der Firmengründer von Facebook, Mark Zuckerberg, ist erst 23 Jahre alt, Sie sind 39. Ist es schwierig, mit jemandem so jungen zusammenzuarbeiten?

Thiel: Er ist wie viele junge Unternehmer: brillant, aber auch stur. Das hat der Firma sehr geholfen.

ZEIT: Sie wurden im ersten Internet-Boom um die Jahrtausendwende reich, überlebten den Crash. Heute führen Sie einen Investmentfonds in San Francisco. Was raten Sie Zuckerberg?

Thiel: Dass er sich den Ruhm nicht zu Kopf steigen lässt. Die Geschichten vieler Internet-Firmen ähneln griechischen Tragödien. Sobald sich der Chef für unbesiegbar hält, macht er Fehler, die tragisch enden.

ZEIT: Ihr Deutsch ist ja gar nicht schlecht. Sie sind in Deutschland geboren, heißt es.

Thiel: Ja, in Frankfurt. Aber leider spreche ich Deutsch auf dem Niveau eines Zwölfjährigen. Meine Eltern wanderten in die USA aus, da war ich ein Jahr alt. Als ich zwölf war, bekamen wir einen Fernseher. Danach habe ich mein Deutsch vernachlässigt.

Das Gespräch führte Jörg Burger.

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